Dirigent aus Östringen folgt auf Helmut Baumer / Musikalischer Einstand mit Frühjahrskonzert       

Michael Ruf gibt nun den Takt an


Michael Ruf (stehend) dirigiert die Musiker der Stadtkapelle. Hier wird bereits fürs 36. Frühjahrskonzert geübt.

Mit der überraschenden Vakanz des Dirigentenamts zum Spätsommer vergangenen Jahres sah sich der Vorstand des Musikvereins Stadtkapelle unter Leitung des Vorsitzenden Reiner Vierling mit einer schwierigen Aufgabe konfrontiert. Denn mit der Auswahl eines Dirigenten werden weitreichende Entscheidung für die Zukunft und für eine gute Entwicklung eines Orchesters gestellt, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Im Falle der Stadtkapelle - darüber sind sich alle Beteiligten einig - ist damit aktuell auch eine notwendige Aufbau- und Konsolidierungsarbeit in Bezug auf die Orchesterbesetzung verbunden.

Eine eigens gegründete Findungskommission, bestehend aus Vorstandsmitgliedern und Vertretern des aktiven Orchesters, hatte die 20 bis zur Bewerbungsfrist eingegangenen Angebote gesichtet und eine Vorauswahl getroffen. Anschließende Vorstellungsgespräche dienten zunächst einem intensiven Gedankenaustausch zwischen Kommission und dem engeren Bewerberkreis.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

 

Bei Probedirigaten hatten dann bis Mitte Dezember alle Musiker Gelegenheit, mit mehreren Dirigenten zu arbeiten. Nach einem zweiten Probedirigat konnten sich sowohl die Orchestermitglieder als auch die Kommission und Vorstand mit überzeugender Mehrheit für den 57-jährigen Michael Ruf aus Östringen entscheiden, der zum 1. Januar sein Dirigentenamt bei der Stadtkapelle angetreten hat.

Ruf absolvierte an der Musikhochschule Mannheim ein Studium bei Prof. Hans Pfeifer und schloss dieses mit der Künstlerischen Reifeprüfung im Fach Klarinette 1982 ab. Mittlerweile kann er auf eine vier Jahrzehnte andauernde erfolgreiche pädagogische Tätigkeit als Lehrer für Klarinette und Saxophon zurückblicken, davon 34 Jahre an der Musik- und Kunstschule Bruchsal. Für den Blasmusikverband Karlsruhe war er in den 80er und 90er Jahren als langjähriger Dozent an der Musikakademie Kürnbach tätig. In diese Zeit fällt auch eine erste, 16-jährige Dirigententätigkeit im Blasmusikbereich. Mit dem MV Forst erreichte er beachtliche Wertungsspielerfolge. Als aktiver Teilnehmer besuchte er 1992 den Internationalen Dirigentenkurs in Kerkrade bei Jan Cober.

In den folgenden Jahren widmete er sich einer intensiven eigenen künstlerischen Tätigkeit als Mitglied des Deutschen Saxophon Ensembles, einer kammermusikalischen Quartettformation, der er drei Jahrzehnte als Tenorsaxophonist angehörte. Langjährige Aushilfstätigkeiten als Saxophonist führten ihn auch zu den bedeutendsten deutschen Orchestern wie etwa dem WDR Sinfonieorchester Köln oder den Berliner Philharmonikern und ließen ihn unter so namhaften Dirigenten wie Lorin Maazel, Michael Gielen oder Jonathan Nott musizieren. Als Mitglied der Deutschen Bläserphilharmonie gastierte er mit Giora Feidmann als Solisten im Leipziger Gewandhaus. Big-Band-Erfahrung sammelte er schon zu Studienzeiten als Mitglied der damaligen Hochschul-Big-Band unter Leitung von Mladen Gutesha.

An seinem Wohnort initiierte er 2010 eine Kammerkonzertreihe, die er seither als Künstlerischer Leiter und Vorsitzender des Vereins Kammermusik auf dem Dinkelberg betreut. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit Grafikdesign und interessiert sich für Kunst und Kultur.

Reverenz an Schwetzingen

Das Antrittskonzert des neuen musikalischen Leiters soll zu einer musikalischen "Reverenz an Schwetzingen" werden. Unter dieses Motto stellt Michael Ruf eine erste Programmauswahl, die er mit seinen Musikern für das am Sonntag, 22. März, 17 Uhr, anstehende 36. Frühjahrskonzert erarbeitet. Die stilistische Bandbreite reicht dabei vom ureigenen Blasmusikgenre Marsch über die klassische Ouvertüre eines Jacques Offenbach, orientalischen und hebräischen Klängen sowie Originalkompositionen bis hin zu Filmmusik, modern arrangierten Volksliedern und einer musikalischen Hommage an Udo Jürgens.

Das Jugendorchester wird sich zu Beginn des zweiten Programmteils unter Leitung von Sylvia Treiber mit drei Beiträgen aus dem Bereich Rock und Pop vorstellen.

Auch das seit 35 Jahren unveränderte Veranstaltungsprofil wird sich ab der 36. Auflage in einer zeitgemäß modifizierten Form präsentieren, teilt der Musikverein Stadtkapelle mit: Es gibt nämlich erstmals eine Konzertbestuhlung. Die Bewirtung mit der sehr geschätzten Kuchentafel, Kaffee und Getränken wird vor dem Konzert und zur Pause im abgetrennten Hallenteil des Lutherhauses sowie im Foyer erfolgen. zg

© Schwetzinger Zeitung, Donnerstag, 12.02.2015