Hommage an den „leuchtenden Stern der Kurpfalz“

Schwetzingen - 25.03.2015. Was gesunder Teamgeist doch alles bewirken kann! Genau einem solchen ist nämlich im Endeffekt das fulminante, höchst abwechslungsreiche und mitunter hinreißende Frühjahrskonzert zu verdanken, mit dem der Musikverein Stadtkapelle und dessen Nachwuchsensemble „Crazy Bläser Company“ das Ende der kalten und den Beginn der hoffentlich bald noch viel wärmeren Tage feierte.
 
 
"Harte Zeiten"
Dass diese Feier über die Bühne des Lutherhauses gehen konnte, war laut dem Vereinsvorsitzenden Reiner Vierling keine Selbstverständlichkeit. Denn nachdem er OB Dr. René Pöltl, Landtagsabgeordneten Manfred Kern, den Noch-Hausherren Pfarrer Thomas Müller, Stadträte und Ehrenmitglieder willkommen geheißen hatte, blickte er auf die Vorgeschichte des Konzertes zurück. Auf den Punkt gebracht wurde dies von ihm so: „Das waren für alle harte Zeiten“.
 
Harte Zeiten zum einen deshalb, weil der neue Dirigent Michael Ruf in der Tat ein recht neuer ist. Später gestand dieser zwischen zwei Stücken ein, dass es aus seiner Sicht schon eine Aufgabe gewesen sei, „innerhalb von zehn Monaten ein Konzertprogramm“ zu gestalten. Er hätte sogar noch „in diesem Ausmaß“ oder „in dieser Länge“ anfügen müssen.
 
Zum anderen waren die Zeiten laut Vierling deswegen hart, weil in den Reihen des Orchesters die Grippewelle grassierte, wodurch einige Musiker in der Vorbereitungszeit ausfielen. Gleich zwei Handicaps, wobei das eine in Person des „Frischlings“ Michael Ruf aus dem Weg geräumt werden konnte. Um seiner neuen Wirkungsstätte mit dem Konzertprogramm auch gerecht zu werden, fasst dieser einen Beschluss. Und zwar jenen, sich zu einer Entdeckungsreise in die Schwetzinger Geschichte aufzumachen. Schlussendlich habe er das Fazit gezogen, dass diese Stadt der „leuchtende Stern in der Kurpfalz“ sei. Da die Schwetzingerinnen und Schwetzinger so ziemlich jeden Altes derartiges bekanntlich sehr gerne hören, erntete Ruf hierfür Applaus in Hülle und Fülle.
 
Schöne Helena trifft Badens Stern
Applaus in Hülle und Fülle passt bestens zur Überleitung auf das Konzert an sich, das mit Hermann Sonnets schmissigen und jubilierenden Konzertmarsch „Badens Stern“ sowie Jacques Offenbachs Ouvertüre zur gleichnamigen Oper „Die schöne Helena“ begann. Schön war überdies, dass die Schöpfer dieser und auch der danach erklingenden Stücke zwar nicht in aller Ausführlichkeit vorgestellt wurden - dies hätte den Konzertrahmen wohl doch gesprengt - aber immerhin wurde deren Leben und Wirken pointiert nachgezeichnet und so die eine oder andere womöglich bestehende Unklarheit beseitigt. Etwa die, dass Offenbach, dessen „Schöne Helena“ übrigens die ersten „Bravo!“-Rufe einfuhr, mitnichten Franzose war. Vielmehr kam er als Jakob Offenbach in Köln zur Welt. Dass er später allerdings Riesenerfolge in Frankreich, speziell in einer bestimmten Metropole an der Seine feierte, blieb selbstredend nicht unerwähnt. Wer sich noch ein wenig tiefer vertiefen wollte, hatte hierzu dank der profunden „Programmnotizen“, die aus Kurzbiographien der bereits genannten Komponisten und anderer Musikgenies wie Willi Löffler, Max Steiner und Hans-Joachim Rhinow bestanden, beste Gelegenheit.
 
Orientalisches und Volkslieder-Medley
Albert Ketèlbys „Orientalische Fantasie“ mit dem verheißungsvollen Titel „In einem chinesischen Tempelgarten“ geriet der Stadtkapelle so blendend und bestrickend, dass man dem Erschaffer und den Kapellenmitgliedern schier um den Hals zu fallen wünschte. Gleiches gilt für David Shaffers musikalische Charakterstudie „Arabesque“ und vor allem für Gerald Oswalds rhytmisch-berauschende „Fantasie über ein hebräisches Volkslied“, „Hava Nagila“. Laut dem Programm lassen sich diese beiden Worte mit „Lasst uns glücklich sein“ übesetzen. Wer das nicht war am Ende des Frühjahrskonzertes, also nach drei grandiosen Stücken der „Crazy Bläser Company“ inklusive des Deep Purple-Hammers „Smoke on the water“ und weiteren Höhepunkten der Stadtkapelle inklusive gleichfalls grandiosen Tonfilm-, Udo Jürgens- und Volkslieder-Medleys, muss sich einen musikalischen Narren schimpfen lassen.
 
© Lokalmatador / Schwetzinger Woche, Mittwoch, 25.03.2015
 
 
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