Musikverein-Stadtkapelle: Beim 33. Frühjahrskonzert zeigen die Musiker und ihr Dirigent Frank Rinne, welche Qualität in diesem Orchester steckt

Im Volksmund werden zwei gleiche Zahlen ja gerne als "Schnapszahl" tituliert. Keineswegs alkoholisiert, jedoch bestens disponiert, dirigiert und gelaunt servierte der Musikverein Stadtkapelle Schwetzingen sein 33. Frühjahrskonzert. Es stand unter dem Motto "10 Jahre Stadtkapelle unter Frank Rinne".

Stadtkapelle, das klingt immer etwas nach "Tschingderassabum" fröhlichen Umzügen wie etwa zum Karneval und anderen örtlichen Festivitäten. Dieses Vorurteil musste man ganz schnell ablegen, angesichts der Programmfolge dieses Konzertes. Sie offerierte die musikalische Bandbreite und das was diese Kapelle zu leisten in der Lage ist. Ihre instrumentale Ausbildung erhielten die Orchestermitglieder entweder von Ausbildern aus den eigenen Reihen oder von der Musikschule in Schwetzingen und Mannheim. Letztendlich ist es aber der Verdienst eines Dirigenten, die instrumentalen Fähigkeiten zu nutzen und einen guten Klangkörper daraus zu formen. Dass dies Frank Rinne gelungen ist, davon wurde an diesem frühen Abend im Lutherhaus Zeugnis abgelegt.

Querschnitt zehnjähriger Arbeit

Es war zugleich Frank Rinnes letztes Frühlingskonzert nach zehn Jahren erfolgreicher Arbeit und sein Nachfolger übernimmt - vermutlich ab Sommer - ein "gut bestelltes Haus". Frank Rinne ist nicht nur ein sehr guter Dirigent, er versteht zudem, auf charmante Art durch ein Programm zu führen. Die Stückauswahl sollte einen Querschnitt seiner zehnjährigen Arbeit mit dieser Kapelle widerspiegeln. Es klang deshalb beinahe wie eine Entschuldigung seinerseits, als er den "Slawischen Marsch b-Moll op. 31" von P. I. Tschaikowsi ankündigte und es damit nicht nur Frühlingshaftes zu hören gab.

Bevor es dazu kam, begrüßte die Vorsitzende des Musikvereins, Doris Glöckler, zunächst alle Gäste im gut gefüllten Lutherhaus. Dass Oberbürgermeister Dr. René Pöltl anwesend war, ist für ihn schon als Musikliebhaber und selbst musizierenden schon fast Ehrensache. Vom Kulturamt gab sich Dr. Barbara Gilsdorf die Ehre und aus dem Rathaus waren es zudem Bürgermeister Dirk Elkemann mit seiner Familie und Roland Strieker. "Hausherr" Pfarrer Thomas Müller mit seiner Gattin war natürlich auch dabei. Für etwas Belustigung - zumindest unmittelbar am Bühnenrand - sorgte der kleine Max Elkemann, der begeistert mitdirigierte, kräftig zur Musik wippte und nicht mit Applaus sparte.

Mit "Another Opening" - die Kapelle hatte mit diesem Stück den Wettbewerb der Kapellen 2007 gewonnen - begann die Reihe der Beiträge. Bei "Gonna fly now", dem Thema eines "Rocky" Films, trat das Schlagzeug besonders in Erscheinung. Bekannt dürfte auch die Titelmelodie der "Miss Marple"-Filme gewesen sein. Das unterschwellige Temperament, aber auch die Sentimentalität der Slawen, setzte das Ensemble grandios mit der Polka "Böhmischer Traum " um.

Filmmusiken im zweiten Teil

OB Pöltl musste seiner Begeisterung über dieses Konzert kurz vor der Pause einmal Luft machen und ging auf die Bühne, um Frank Rinne für Musik und Moderation seinen Dank auszusprechen, dem sich das Publikum begeistert anschloss. Mehr von der leichten Muse wurde man im zweiten Teil geküsst. Kaum jemand konnte sich der Kinokomödie und seiner Musik zu "Sister Act" entziehen, die hier als Medley hinreißend zu hören war. Ein tolles Arrangement und eine hervorragende Wiedergabe dessen war das Potpourri aus dem Musical "West Side Story". Ein ebensolcher Hit war der Mix aus "Fluch der Karibik".

Eine kleine Unterbrechung gab es, als Frank Rinne von Doris Glöckler und deren Stellvertreter Simon Abraham eine Torte überreicht wurde. Der scheidende Dirigent nahm sie dankend an, beklagte allerdings den Zeitpunkt, denn es sei ja Fastenzeit. Dass die Kapelle über erstklassige Klarinettisten verfügt, das stellten acht Damen, zwei Herren und Frank Rinne mit "Der Klarinetten-Muckl" unter Beweis - man fühlte sich auf ein echt bayrisches Trachtenfest versetzt.

Viele Bravos und begeisterten Applaus gab es nach dem Potpourri aus "My Fair Lady", das mit viel Schwung präsentiert wurde. Und es war noch lange nicht Schluss! Als Zugabe schon fest geplant gab es ein Medley aus dem Kinofilm "Die Blues Brothers Revue".

Schwetzinger Zeitung, 27.03.2012